Spaghetti und Fleischbällchen

[authorBox image=”http://uzuner-solutions.de/wp-content/uploads/2014/01/2014-01-30-Jan-Blog.jpg” name=”Jan-Martin Lichte – Geschäftsführer”]Jan über einen kulinarischen Vergleich von den Wirrungen gereifter und immer weiter entwickelter Systemlandschaften in Unternehmen.[/authorBox]

Der Vergleich von IT-Systemlandschaften mit einem italienischen Hauptgericht stammt von Bill Clerico.

(Der Bill Clerico aus New York, der für IBM arbeitet – nicht zu verwechseln mit dem anderen Bill Clerico von WePay in Kalifornien! Aber sie werden wohl oft verwechselt und haben regen Kontakt auf Twitter – zum Beispiel über den Eisblock, den WePay vor 6 Jahren vor der Paypal-Konferenz ablud:

… aber das ist eine ganz andere Geschichte)

Mir hat sein Vergleich sofort eingeleuchtet: Im Ernstfall ist es eine große schlabbrige Sauerei, aus einem gemischten Nudeltopf ein Spaghetto herauszuziehen – genauso wie ein System umzuziehen, das über tausend Schnittstellen und Abhängigkeiten mit dem Rest der Landschaft verfügt. Das lässt man besser sein – und befasst sich mit den Fleischbällchen.

In einem Webinar über die “entscheidenden Fragen, die vor einer Cloud-Migration zu beantworten sind” brachte Bill im November 2015 diesen Vergleich:

“Die Systeme, die man leicht in die Cloud bringen kann, sind wie Fleischbällchen. Sie sind wohldefiniert, eigenständig, einfach zugänglich und können daher einfach den Ort wechseln. Man kann sie in eine andere Nudelschüssel mischen, man kann damit ein Brötchen belegen, man kann sie sogar in eine Suppe tun, weil man sie leicht packen und herumbewegen kann. Die Spaghetti in der Schüssel – die sind eine ganz andere Geschichte. Mit etwas Arbeit und sorgsamer Vorsicht kann man sie bewegen, aber ich sage Euch: das wird knifflig – und wahrscheinlich niemals ein leckeres Sandwich.

Arbeitspakete mit Fleischbällchen-Eigenschaften sind gute Kandidaten für die Cloud, denn selbst im schlimmsten Fall kann man sie ganz einfach an ihren ursprünglichen Ort zurückbringen.

Wenn eine Anwendung sehr komplex ist, stellt das übrigens nicht unbedingt eine Anti-Fleischbällchen-Indikation dar. Man könnte sehr leicht argumentieren, dass ein SAP-Anwendungsportfolio komplex ist, und ich glaube tatsächlich, dass das stimmt. Jedoch ist SAP eine Anwendung, die wir gut verstehen, und die wohldefinierte Anwendungsgrenzen hat. Daher hat SAP tatsächlich einen ziemlich hohen Fleischbällchen-Index… aber ich will das Bild nicht überstrapazieren.

Deshalb ist es tatsächlich relativ naheliegend, mit SAP zu einem cloudbasierten Modell überzugehen, und viele Lieferanten, darunter IBM, haben damit schon eine Menge Erfahrung. Wir haben wirklich ein gutes Verständnis davon, wie man diese Aufgabe durchführt.Am anderen Ende des Spektrums liegen die Anwendungen, die zahlreiche Punkt-zu-Punkt Integrationen haben sowie geheimnisvolle Abhängigkeiten der Anwendung. Mit “geheimnisvoll” meine ich, dass diese Abhängigkeiten entweder komplett unbekannt sind, oder einfach zu schwierig herauszufinden und zu verstehen. Es mag immer noch ein gewisser Wert darin bestehen, um diese Anwendungen – oder Teile davon – in die Cloud zu bringen, aber der Aufwand ist viel höher als für eine fleischbällchenartige Anwendung.

Ich verbringe eine Menge Zeit damit, meinen Kunden zu helfen, ihren Fleischbällchen- und Spaghetti-Index herauszufinden – und damit eine Strategie für den Ãœbergang in die Cloud zu formulieren, der in jedem Schritt vorwärts einen unternehmerischen Mehrwert liefert.”

Jetzt frage ich mich: Wo kommen all die Spaghetti her? Sollte man nicht in der IT besser darauf achten, dass man Fleischbällchen implementiert?!

Irgendwann muss man nämlich auch an die Spaghetti ran…



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